Dunkel war’s

Dunkel war’s, der Mond schien helle.

Schnee lag auf der grünen Flur,

als ein Wagen blitzeschnelle,

langsam um die Ecke fuhr.

 

Drinnen saßen stehend Leute

schweigend ins Gespräch vertieft,

als ein totgeschossner Hase

auf der Sandbank Schlittschuh lief.

 

Und ein blondgelockter Jüngling

mit kohlrabenschwarzem Haar

saß auf einer blauen Banke,

die rot angestrichen war.

 

Neben ihm die alte Schrulle

zählte kaum ein halbes Jahr.

In der Hand ne Butterstulle,

die mit Schmalz bestrichen war.

 

Aß ihn auf, den ganzen Apfel.

Gab den größten Teil an ihn.

Dafür liebte er sie innig;

Das hat er ihr nie verziehn.

 

Ausgewachsne Negerkinder

spielten Ball um diese Bank.

Weiße Waden sind geschwinder

Als der Ball denn der war krank.

 

Drunt im Spiegelbild des Eises

Sah ein toter Fisch sich an.

Horcht an Ecken eines Kreises,

da er sie nicht fühlen kann.

 

Dreizehn siebzehn schlug der Uhrturm.

Niemand hörte das Geläut.

Nur der taube, junge Küster

Und der hat es gleich bereut.

 

Kurz zuvor feierten alle,

dass es nichts zu feiern gab,

was man hätte feiern können,

weil ich heut Geburtstag hab.

 

Wilde Tiere sangen friedlich

Über Krieg und Mord und Aas.

Ach was war der Knirps doch niedlich,

der aus der Abfalltonne fraß.

 

Was Besondres ist ja jeder,

der nicht auffällt in der Schar.

Und ein Schädel hart wie Leder

Zeigt als Untertan den Zar.

 

Helle war’s, kein Mond zu sehen.

Gras wuchs auf der weißen Flur,

als ein Wagen fast im Stehen

blitzschnell um die Ecke fuhr.

 to be continued ...

 Copyright by Andreas Seifert, 2007