Einleitung zu den Sternenmärchen
 
Tom und Lena standen am Balkonfenster und hatten ihre Stupsnasen ganz dicht an die Scheibe gedrückt. Draußen war es schon stockfinster. Nur vereinzelt drang ein Lichtstrahl aus den umstehenden Häusern herüber. Hoch über den Dächern funkelten hell die Sterne. Hand in Hand standen die beiden schweigend da, wie zwei kleine Engel, und starrten gebannt auf die leuchtenden Punkte am Firmament. Tom war neun Jahre alt und seine kleine Schwester fünf. Aber Lena fühlte sich schon mindestens wie sechs.
 
Sie hatte mal wieder nicht einschlafen können. Sie war doch so schrecklich neugierig, wie die Welt in der Nacht aussah und was draußen im Dunkeln alles so vor sich ging. Also war sie aufgestanden und in ihrem geblümten Nachthemd ans Fenster getreten. Sie hatte den Vorhang nur ein ganz klein wenig aufgezogen, um ihren Bruder nicht zu wecken. Sie wollte nachsehen, ob der Mond schon aufgegangen war. Lena liebte den Mond. Doch noch ehe sie ihn am Himmel erspähen konnte, war Tom neben ihr aufgetaucht. Auch er hatte noch wachgelegen. Jetzt schob er den Vorhang auf seiner Seite zurück und lugte neben Lena nach draußen.
 
Seine getupfte Schlafanzugshose war ihm viel zu lang und er hatte sie über den Boden hinter sich hergeschleift. Sein blonder Struwwelkopf verriet, dass er schon tief ins Kopfkissen vergraben gewesen war. Doch für einen Blick auf den Sternenhimmel verzichtete er gerne auf ein paar Minuten Schlaf. Außerdem waren Schulferien und er musste morgen nicht früh aufstehen.

Beide Kinder waren von den goldgelben Lichtern am Himmel wie verzaubert und so bemerkten sie nicht, wie sich hinter ihnen die Tür öffnete. Erst nur einen winzigen Spalt, dann etwas mehr und dann ...